Wo Heimatglocken läuten

Über das Schicksal der Namslauer Glocken berichtete unsere Heimatfreundin Fräulein Christamarie BRAUNE-KRIKAU in einem interessanten Beitrag zu der Festschrift zu unserem ersten großen Heimattreffen im Jahre 1956.
Im Winter 1941/42 verstummten viele Glockentürme, ganz andere konnten nur noch die kleinste Glocke ertönen lassen. Nur 5 vom Hundert des gesamten Glockenbestandes verblieben auf den Kirchtürmen; alle übrigen wurden beschlagnahmt, um der Knappheit an Kupfer abzuhelfen.
Diesmal waren auch die alten unersetzlichen Zeugen deutscher Kunst-, Musik- und Kirchengeschichte aus vergangenen Jahrhunderten unter ihnen. An der Kartoffeltrocknungsfabrik war das Sammellager für die Glocken aus Stadt und Kreis Namslau. Im Jahre 1942 wurden sie nach dem Freihafen in Hamburg verladen. Kaum jemand wird noch die Hoffnung gehabt haben, daß diese ehernen Zeugen unserer Geschichte erhalten bleiben würden.
Es erscheint auch tatsächlich wie ein Wunder, daß im Glockenlager des Hamburger Freihafens nach Beendigung des Krieges 16.000 Glocken, darunter 1.300 aus den Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie der Einschmelzung und der Vernichtung durch Kriegseinwirkungen entgangen waren. Nachdem eine von der polnischen Regierung beantragte Ausliefe rung durch Beschlagnahme abgewendet worden war, übergab die spätere Zivilverwaltung die Glocken des deutschen Ostens leihweise zu treuen Händen an Patengemeinden innerhalb der Bundesrepublik.
Unter ihnen befinden sich 14 katholische Kirchenglocken aus Stadt und Kreis Namslau und zwei Glocken aus dem 1945 abgebrannten Ständerwerk-Turm in Krickau.
Unsere Patenkreisverwaltung Euskirchen hat in den Heimatkalender 1962 für den Landkreis Euskirchen einen reich bebilderten Artikel des früheren schlesischen Provinzial-Konservators Prof. Dr. GRUNDMANN "Glocken läuteten über Schlesien" übernommen, in denen er über die Geschichte und die Gestaltung der schlesischen Glocken und ihr Schicksal nach dem Kriege berichtet.
Besondere Erwähnung findet dort die große und prächtige Glocke der katholischen Pfarrkirche zu Namslau, ein Werk des bekannten Breslauer Glockengießers (Jacob GÖTZE aus dem Jahre 1621, das mit dem Namslauer Stadtwappen und nachstehender Inschrift verziert ist:
"Ich will ihre Sünden mit der Ruten heimsuchen und ihre Missetat mit Plagen.
Aber meine Gnade will ich nicht von ihnen wenden und meine Weisheit nicht lassen fehlen."
(89. Psalm)
Fräulein BRAUNE-KRIKAU und Prof. GRUNDMANN haben einige Angaben über den jetzigen Aufenthaltsort der erhaltenen Namslauer Glocken gemacht. Wir haben uns bemüht, diese Angaben durch Befragung des Deutschen Glockenarchivs in Hamburg, Baron-Vogh-Straße 50, und der bischöflichen Ordinariate zu vervollständigen.
Im Folgenden bringen wir das Ergebnis unserer Feststellungen in der Annahme, daß es unsere Landsleute interessieren wird, wo heute die Glocken ertönen, deren Klang in der Heimat ihren ganzen Lebensweg begleitet hatte: Standorte der Glocken

in der Heimat

heute:

große Glocke der kath. Pfarrkirche in Namslau

Kirche StJoseph, Kassel-Rothenditmold, Marburger-Straße 8,

Glockengeläut aus Kassel (mit rechter Maustaste auf den Link klicken und dann auf "Link in neuem Fenster öffnen"

kleinere Glocke der Kath.Pfarrkirche in Namslau

Doblenburg/Hannover

2 Glocken der kath.Kirche in Dammer

Kirche St. Maria in Buxtehude

2 Glocken der kath.Kirche in Giesdorf

Kirche St. Nicolaus in Elmshorn

zwei Glocken der kath.Kirche in Kaulwitz

Kirche Christkönig in Uetersen/Holstein

zwei Glocken der kath.Kirche in Strehlitz

eine Glocke im Kloster Schönau Kr.St.Goarshausen

eine Glocke in St. Barbara in Neger über Olpe/Westf

eine Glocke der kath. Kirche in Altstadt

Christus König-Kirche in Köln-Weidenpesch.

eine Glocke der kath. Kirche von Windisch-Marchwitz

Kirche St. Konrad von Parzham Waldbröl-Ziegenhardt /Oberb.Krs.

eine Glocke der kath. Kirche von Hennensdorf

kath. Diaspora-Pfarrgemeinschaft Ehningen Kr.Böblingen/Württbg.

eine Glocke der kath. Kirche von Jakobsdorf

Gemeinde Horrenberg - Pfarrei Balzfeld über Wiesloch Kreis Heidelberg

zwei Glocken aus Krickau

Gemeinde Osterode/Harz, dem
letzten Wohnsitz des Patrons, Herrn BRAUNE-KRIKAU.

"Die Glocke" -oder: "Der Weg der Glocke von Krickau"   

Quelle: Namslauer Heimatruf 23 /1962