aus den Unterlagen von Richard Krawatzeck:
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In der Wohnung der Familie Skala hatten sich noch die Eheleute Ciechos und andere eingefunden.Die
Tochter Jan Skalas schildert den Vorgang so:
Am 22.Janaar kam ein betrunkener Rotarmist in unsere Wohnung, fuchtelte mit der
Maschinenpistole herum, schoss eine Salve in die Kücheneinrichtung und schrie,
er werde jetzt alle Faschisten erschießen. Mein Vater,der als Sorbe mehrere slawische
Sprachen, auch Russisch beherrschte,redete beruhigend auf den Soldaten ein, es gebe
hier keine Faschisten. Als er sah,dass der Russe wieder die Maschinenpistole hob,stellte^sich
blitzschnell vor meine Mutter (ichstand dahinter)und wurde tödlich getroffen.
Auch andere in der Stube wurden von der Garbe erfasst. Dann torkelte der Russe aus
dem Haus. Meine Mutter und ich blieben unverletzt. Mein Vater hat uns das Leben gerettet.
Heute steht in Namslau ein Jan-Skala-Denkmal , gespendet und eingeweiht von der sorbischen
Organisation Domowina.
Wer war Jan Skala?
Jan Skala wurde 1889 in Nebelschütz, Kreis Kamenz,Ostsachsen, als Sohn eines Steinbrucharbeiters
geboren. 1911 trat er in das katholische Lehrerseminar Bautzen ein,das er aber wieder
wegen finanzieller Schwierigkeiten verlassen musste. Außer didaktisch lernte
er verschiedene slawische Sprachen und arbeitete zuerst als Volontär, später
als Redakteur bei sozialdemokratischen und sorbisch-deutschen Zeitungen. Die Sorben
verehren ihn als führenden Literaten ihres Volkes. Es gibt von ihm Novellen und
Gedichtsbände . (Aus Sorbisches Lesebuch ..Reclam 1981,übersetzt von K.Lorenc)
In Leipzig lernte er seine Frau kennen, die aus Erbenfeld stammte. 1938 verhaftete
ihn die Gestapo. Nach einem Jahr wurde er entlassen und zog dann zu seiner Familie
nach Erbenfeld,Kr.Namslau.
Warum wurde ich auf Skala aufmerksam?
Ich hatte durch die Vertreibung 1 Jahr Schule versäumt. Nachdem wir im Kreis im
Kreis Bautzen wieder sesshaft wurden,besuchte ich die Schule Rodewitz/Spree. Der Schulleiter
Rudolf Happatsch, ein Sorbe, förderte mich dermaßen, dass ich danach wieder
das Gymnasium in Bautzen besuchen durfte.
Später lernte ich Georg(Juri) Nuk kennen,wie ich, ein Dozent für Deutsche
Sprache und Literatur an einem Lehrerbildungsinstitut,er am sorbischen Institut in
Bautzen, ich am IfL in Altenburg .Bei den jährlichen Weiterbildungveranstaltungen
in den Ferien lernten wir uns kennen und schätzen. Von ihm erfuhr ich, dass er
Mitglied der sorbischen Delegation, war,die das Skala-Denkmal in Namslau eingeweiht
hat.Er besorgte mir auch die Literatur über Skala.
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