Anläßlich der 500-Jahrfeier unserer Schützengilde
gebietet es sich, etwas über unsere Schützenhäuser zu sagen. Aus alten
Urkunden und aus der Schützenchronik entnehmen wir folgendes:
Bis zum Jahre 1846 stand das alte Schützenhaus dort,
wo sich heute die Stallungen des Hotels Grimm befinden. Man schoß in der Richtung
nach dem Landratsamt. Die Entfernung betrug annähernd 120 m. Der Kugelfang befand
sich an dem Turm, der heute noch auf der alten Stadtmauer in der Nähe des Kreishauses
zu sehen ist. Diese Anlage blieb noch auf Jahre hinaus bestehen. Doch die Räumlichkeiten
des eigentlichen alten Schützenhauses genügten bald nicht mehr den gestellten
Anforderungen, zumal die Gilde nach einem harten Kampf um ihre Privilegien (1835 bis
1838) rein zahlenmäßig einen gewaltigen Aufstieg erfahren hatte. Daher faßte
man im Jahre 1846 den Beschluß, ein neues Schützenhaus zu bauen, das weniger
den Verhältnissen, als gerade dem Geiste der Bewegung entsprechen sollte. Der
damalige Bürgermeister Weisler erklärte sich wohl mit diesem Gedanken einverstanden.
Doch der größte Teil feiner Stadtverordneten und weite Kreise der Bürgerschaft
waren entschiedene Gegner des Unternehmens. Man schickte, sogar eine Deputation an
die Regierung, um von dieser Instanz aus den Bau zu verhindern. Als man auch hierdurch
nichts auszurichten vermochte, traf die Gilde dle ersten erforderlichen Vorbereitungen.
Der Chronist gibt an einer Stelle seiner ganzer Freude über den gelungenen Sieg
Ausdruck, indem er sagt: "doch diese mußten unverrichteter Sache wieder
abziehen". Er erzählt weiter: "Wie der erste Baum fiel, war es eine
große Freude für die Gilde. Nachdem dieser zuvor von einem jeden Mitgliede
unserer Schützengesellschaft mit dem städtischen Waldeisen 3 Schläge
bekommen hatte, fiel er unter immerwährenden Hurrarufen. Am 23. März wurde
der Grundstein durch Herrn Bürgermeister Weisker mit drei Hammerschlägen
in Richtung nach dem alten Schützenhause getan. Unter freudigen Ereignissen wurde
dieser Tag beschlossen".
Der Bau ging fast ausnahmslos gut vonstatten; das verdankte
man zum großen Teil vielen Landwirten und Bürgern der Stadt, die in uneigennütziger
Weise und aus Liebe zur gutem Sache Gespanne und Geldmittel zur Verfügung stellten.
So war der Bau im Januar 1847 fertiggestellt und wurde am 6. April desselben Jahres
unter dem Namen "Gasthof zum Schützenhause" eingeweiht. Die Baukosten
einschließlich der Mobilarbeschaffung beliefen sich auf 6000 Thaler, die bis
auf einige hundert Thaler vom Scbützenbruder Kaufmann Liebrecht vorgeschossen
wurden. Als Besitzer dieses Gasthauses, zu dem eine Kegelbahn, ein Hofraum, Garten
und einige Morgen Ackerland gehörten, schloß die Gilde 1850 einen Pachtvertrag
auf drei Jahre mit dem Weinhändler Förderung ab Die Pacht betrug 335 Thaler
pro Jahr Der Vertrag enthielt u. a die Bedingung, daß die Räumlichkeiten
des neuen wie des alten Schützenhauses beim 8tägigen Königsschießen
und dem 2tägigen Herbstabschießen unentgeltlich zur Verfügung gestellt
werden mußten.
Im Laufe der Jahre kam der Pächter in wirtschaftliche
Not und .war bald nicht mehr imstande, die Pacht aufzubringen. Das Grundstück
wurde zunächst von der Stadtverwaltung angekauft, von welcher es im Jahre 1863
der Vater des jetzigen Besitzers, Herrn Adolf Grimm, erwarb. Dieser führte im
Laufe der Jahre Um- und Erweiterungsbauten aus, die dem Grundstück das Aussehen
wie es sich uns heute darstellt. Angelehnt an die alte Stadtmauer zog sich der Gebäudekomplex
von dem Krakauer Tor mit dem "Pulverturm" bis zur Kirche der lutherischen
Gemeinde. An der Front der Schützenstraße befand sich ein kleiner Anbau,
älteren Namslauern noch unter dem Namen "Toste-Haus" bekannt (nach einem
früher dort wohnenden Seilermeister benannt), welcher halb den Eingang zu dem
"Toste Gäßchen" sperrte. Ursprünglich stand das Häuschen
unmittelbar am Krakauer Tor und war die Behausung des städtischen Zollerhebers.
Es mußte indessen, als im vorigen Jahrhundert die Frachtwagen, die namentlich
Wolle von Osten herbrachten, immer größer wurden, zurückgesetzt werden
Ebenso wie der Verkehr damals seine Forderungen stellte, verlangt er auch heute mehr
Raum. Der seit 1918 sich sprunghaft entwickelnde Kraftwagenverkehr machte das Krakauer
Tor zu einem Gefahrenpunkt, den die Behörden nicht länger bestehen lassen
konnten. Es wurde im Jahre 1931 unter dem Hauptgebäude des Hotels Grimm hindurch
eine zweite Fahrbahn geschaffen.
Seit 1868 hat die Schützengilde ihr, Heim draußen
im Stadtpark, das Schießhaus. Jahraus, jahrein knallen dort im Sommer die Büchsen.
Herrlich gelegen bietet es zugleich für viele Einwohner das Ziel der sonntäglichen
Spaziergänge Vor Jahren wurde ein neuer Schießstand mit 10 Ständen
ausgebaut, wobei auch im Gebäude wesentliche Verbesserungen und Ergänzungen
vorgenommen wurden, die der Schützengilde viel Geld kosteten. Und nun hat gerade
die 500-Jahrfeier dazu beigetragen, der Umgebung des Schießhauses im Stadtpark
ein ganz neues Gepräge zu geben. Die Stadtverwaltung unter Führung unseres
derzeitigen rührigen Bürgermeister Dr Lober hat eine größere Gastststätte
im Schwarzwälderstill geschaffen, die Anschluß an das Schießhaus hat
und so gemeinsam eine Zierde unseres Stadtparkes sein wird zur Freude unserer Schützenbrüder
und der gesamten Einwohnerschaft.
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