Die Jagd- und Forstwirtschaft


     Die Jagd wurde vom Kreisjägermeister Werner Schneider, Eckersdorf, mit sechs Hegeringleitern gesteuert und überwacht. Die Jagden waren überwiegend in der Hand der Großgrundbesitzer, die die anliegenden Flächen der Bauern hinzugepachtet hatten. Die gesamtbäuerlichen Jagden waren in einem Dorfe an ausgesuchte Jagdinteressenten verpachtet und legten die Abschußpläne dem zuständigen Hegeringleiter vor.
     Nur im Südteil des Kreises Namslau, in den größeren Wäldern von Seydlitzruh, Eckersdorf und in den Wäldern des Herzogs von Würrtemberg (Carlsruhe) gab es Rotwild als Standwild, Rehwild gab es reichlich in allen Jagdgebieten nördlich und südlich der Reichsstraße 117, Schwarzwild im Ostteil des Kreises bei dem Gut Wallendorf und in Wäldern von Carlsruhe und Eckersdorf, Dammwild gab es in größerer Anzahl in den Wäldern des Reichthaler Ländchen, das aus den Fluren Kreuzburg und Hennersdorf auf die Flächen von Proskau und Groß-Butschkau heraustrat. In den Wäldern von Butschkau sollen zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg Rudel von 25 Geweihten gesichtet worden sein (ca. 1925). Dort war 1940 - 1945 ein wesentlich geringerer Wildbestand. Der Eckersdorfer Jagdeigentümer schoß im Herbst 1944 den letzten 18-Ender, Landrat Dr. Heinrich im Seydlitzer Forst im September 1940 einen stattlichen 12-Ender. Die größte Niederwildjagd fand im November 1939 bei dem Jagdherrn Preuß in Belmsdorf statt, wo lO Jäger in 8 Stunden 631 Fasanenhähne, 35 Fasanenhennen, 131 Hasen, 3 Füchse und 35 Krähen schössen, in schlesi-scher Jägersprache "weit über 700 Kreaturen".
     Das Rehwild wies oft gute Reviere und Gehörne auf und fand sich in großen Sprüngen 100 - 180 Stück vor Beginn und zu Beginn der Jagdzeit zusammen. Das Aussuchen der Abschußrehböcke bereitete dann den korrekten Jägern er- hebliche Schwierigkeiten.
     Das Niederwild war zahlreich vorhanden, Strecken von 500 - 800 Fasanenhähnen, Hasenstrecken von 200 - 300 Stück waren allgemein üblich, Rebhuhnstrecken waren wesentlich geringer, während in Oberschlesien zum Teil noch vierstellige Strecken vorhanden waren.
     Die Füchse und Dachse waren zahlreich vorhanden, - so schoß der Förster Kacmareck in Sterzendorf 72 Füchse und erhielt pro Fuchsdecke vom Händler 2,- RM, damals eine recht beachtliche Einnahme für einen Forstbesamten. Enten wurden auf der "Weide" rund 200 Stück geschossen, Schnepfen wurden im Eckersdorfer Forst erlegt.
     Letzte Hasenjagd war im Januar 1944. Teilnehmer waren: Regierungspräsident Dr.Mehlhorn, Dr. Doms, Bankwitz, Landrat Dr.Heinrich, Kreisdeputierter Frauenholz, Kaufmann Erich Kynast. Strecke 137 Hasen in 2 1/2 Stunden.
     Die Staatswaldungen unterstanden dem Oberforstmeister Braune. Dort herrschten Fichten und Buchen vor. Die Privatforsten wurden von den Förstern der Gutsverwal-tungen bewirtschaftet und durch staatliche Forstbeamte überwacht. Danach erfolgte eine langfristige Beratung durch die Forstabteilungen der Landesbauernschaft.

Quelle: Die Geschichte des Kreises Namslau von 1820 bis 1945 - Was war - Was gesdhah! von Landrat Dr.E.Heinrich ( 1938-1945)